Runenschwert by Low Robert

Runenschwert by Low Robert

Autor:Low Robert
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House
veröffentlicht: 2012-03-20T23:00:00+00:00


KAPITEL 9

Die Hitze des Tages hing noch über dem staubigen Gestrüpp, aber im Westen erstarb das Tageslicht und breitete blaugraue Schatten über die Hügellandschaft. Im Zwielicht erschienen die Olivenbäume blassviolett mit schwarzen Blättern, die trockene Luft roch nach Holzasche von den Feuern, die überall aufflammten wie rote Mohnblüten auf einem Feld. Und über allem breitete sich der durchdringende Gestank aus, den eine Armee mit sich bringt, eine Brechreiz erzeugende Mischung aus Leder, Eisen, Pferdemist und scharfem Schweißgeruch.

Ich hatte so etwas noch nie gesehen, noch würde ich es jemals wieder sehen. Ich hatte geglaubt, Rotstiefel würde ein paar hundert Mann mitbringen, aber hier marschierte halb Miklagard, und die Armee von Antiochien wirkte dagegen wie eine Knarr auf dem wogenden Meer aus Menschen, das sich von Tarsus her ausgebreitet hatte.

Zuerst hielten wir sie für eine Wolke, die wie ein blassbrauner Umhang im Norden auftauchte, und Bruder Johannes hieß uns die Vadmalzelte gut festmachen, denn er hatte in der Wüste am Toten Meer schlimme Sandstürme erlebt. Doch auch ich hatte so etwas schon gesehen, draußen in der Steppe, und ich wusste, es war kein Sandsturm. Es war der Staub, den die Armee des Strategos Johannes des Armeniers aufwirbelte, des Lieblings des Basileus, den sie Tzimiskes nannten – Rotstiefel.

Wie schon nach der Belagerung von Sarkel suchten auch hier die Gelehrten der Großen Stadt mich später auf, nachdem ich mir als Händler einen Namen gemacht hatte. Einer davon war Leo, der etwa in meinem Alter war; aber während ich in Antiochien in Reih und Glied gestanden hatte, hatte er in Konstantinopel auf den Knien gelegen und die Religion der Christen studiert. Später, als er seine Geschichten aufschrieb – wie Mönche zu tun pflegen –, war er als Leo der Diakon bekannt.

Doch da war alles, was jetzt geschah, bereits vergessen, und Johannes Tzimiskes’ Schlacht bei Aleppo war für die Römer nur noch eine Heldensage aus der Großen Stadt. Leo, auch wenn er schlau wie ein Fuchs war, hatte einst gemeinsame Sache mit dem Basileus gemacht – dem zweiten, der diesen Titel trug – und mit der Armee, als sie lange nach diesen Ereignissen von den Bulgaren zerschlagen wurde. Damals kam er knapp mit dem Leben davon, also konnte er bei diesen Dingen schon mitreden.

Er fragte mich nach meinen Erinnerungen an die Schlacht bei Aleppo, die er den Berichten anderer Zeitzeugen hinzufügen wollte. Also erzählte ich – soweit ich eben dazu etwas sagen konnte. Ich mochte Leo, deshalb sagte ich ihm nicht, dass er in Wirklichkeit von uns Nordmännern keine blasse Ahnung hatte – er nannte uns »Tauroskythen«, als ob wir alle aus der Steppe nördlich des Schwarzen Meeres stammten.

Ich erzählte ihm, was ich wusste, und das war wenig genug und schon vom goldenen Nebel der Vergangenheit verklärt, aber das war ihm gleichgültig. Schließlich erzählte er mir mehr als ich ihm, aber wir waren uns einig: Das Verderben kam über uns, weil Uneinigkeit herrschte zwischen zwei Kampfweisen, zwischen dem sogenannten »Handschlag von Miklagard« und der Methode der Nordmänner, mit Bären zu kämpfen. Beim Ersteren drückt man den



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